(ITS 5 – 12) Vertragsärzte im 21. Jahrhundert sind nicht zu beneiden. Sie haben vor Jahrzehnten erfolgreich Medizin studiert und wollen eigentlich die Leiden ihrer Patienten heilen oder lindern. Stattdessen müssen sie nicht nur Unternehmer und Arbeitgeber „spielen“, neue Vokabeln für die Betriebswirtschaftliche Auswertung (BWA) und den Jahresabschluß (JA) lernen, sondern auch mit den immer diffizileren bürokratischen Vorgaben der Körperschaften im Gesundheitswesen zurecht kommen. Mit Kuration hat das wenig zu tun, wenn man sich ständig nach Sprechstundenschluß neue Ziffern aus EBM und ICD 10 für die Abrechnung merken muß oder sogar versucht, die Tü-cken der neue Software zu beherrschen. Letzteres wird dann noch problematischer, wenn die Hardware aus alten 386er-Rechnern auf MS-DOS-Basis besteht. Seit dem 1. Juli 2012 tobt daher bei den Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) der Republik und den Software-Herstellern der ärztliche Volkszorn, der sich vornehmlich in telefonischen Beschwerde-Tiraden ausdrückt. Die neue Arzneiverordnungssoftware gem. den Vorgaben des AVWG steht in den Praxen bereit – und anstatt den Verordnern Vergnügen zu bereiten, herrscht allerorten Frust, Aufregung und Ärger. Zum Teil hausgemacht, zum Teil wohl als Ergebnis eines veritablen Wirtschaftskrieges.